Feldmeilen entdecken 2019
Von der „Frauechammere“ zur „Nadle“
Rund 90 Feldnerinnen und Feldner trafen sich am letzten Samstag, um zu hören, was der „Ur-Feldner“ Walti Wegmann zum Thema „Reben und Weinbau“ zu berichten wusste.

„Ich habe mit Petrus telefoniert!“. Mit diesen Worten eröffnete Walti Wegmann seinen Rundgang. Offensichtlich hatte Petrus ein offenes Ohr für ihn, denn das Wetter war perfekt. Es war ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch. Ein offenes Ohr hatten auch die zahlreich erschienen Leute. Wie immer gab es sehr viel Interessantes und auch Lustiges zu erfahren!

Der Herbstspaziergang startete an der Ecke Ländischstrasse/Schönacherfussweg, gerade oberhalb des Schulhauses Feld beim Rebberg „Frauechammere“. Der Name stammt aus der Zeit, als der Wein-Zehnte
an das Marien-Kloster Einsiedeln ging.
Meilen war Mitte 19. Jahrhundert die grösste Rebgemeinde in der Schweiz. Die Fläche zwischen Schwabach und Nadelstrasse wurde ausschliesslich für den Weinbau genutzt, war also ein
zusammenhängender grosser Rebhang. Alle Bauern in Feldmeilen betrieben damals eigenen Rebbau. Es wurde auch sehr viel Wein getrunken. Um 1900 produzierte man im Kanton Zürich pro Kopf 150
Liter Wein im Jahr. Er galt auch als Lohn. Die männlichen Staatsangestellten erhielten 1 1/2 Liter Weisswein oder 1 Liter Rotwein pro Tag - die weiblichen Staatsangestellten die
Hälfte davon. Damals produzierte der Kanton Zürich eine halbe Million Hektoliter Wein pro Jahr. 1945 wurde inmitten des Weinbergs das Schulhaus Feld gebaut. Die Gemeinde kaufte ca. eine Hektare
Land zum Preis von CHF 6.50.- pro Quadratmeter!

Der Rundgang ging weiter Richtung Schwabach zum Hof Pfenninger. Hier wurde früher „Kunstwein“ hergestellt. Der Hersteller kaufte grossbeerige Erlenbachertrauben und viel Mostäpfel, aber verkauft wurde nur Wein. 1912 verbot der Bundesrat die Produktion von Kunstwein. Neben viel Wissenswertem über den Rebbau in Feldmeilen erzählte Walti Wegmann auch einige persönliche Erlebnisse aus seiner Kindheit in Feldmeilen. Im Schwabach habe er mit Freunden den Bach gestaut, um eine Fischzucht zu betreiben. Jedoch habe das nicht so gut funktioniert. Tage danach regnete es so stark, dass die Mauern brachen und all ihre Fische „bachab“ gingen und im See landeten.

Der Rundgang führte dann über die Rebbergstrasse, den Hudertstweg, den Rebberg „in der Nadle“ und endete – passend zum Thema - im Weingut Hasenhalde bei Marcus und Myriam Schneider. Seit 1881 betreibt die Familie Schneider dort Landwirtschaft. Marcus in der 5. Generation aber ohne Vieh, Ackerbau und Obst, ausschliesslich Weinbau. Bei einem guten Glas Wein gab es noch viel Zeit für gute Gespräche und gegenseitiges Kennenlernen.

Walti Wegmann hat entschieden, dass dies sein letzter Rundgang ist und so bedankte sich der Vorstand des QVF passend zum Thema Reben mit ein paar guten Flaschen Hasenhalde-Wein und grossem Dank bei ihm: Er habe damit dem Quartierverein Feldmeilen und jedem Einzelnen, der einmal an diesem Anlass teilgenommen hat, ein wunderschönes, unbezahlbares Geschenk gemacht. Viele bedankten sich noch persönlich bei ihm. Er stand auch noch für die eine oder andere Frage zur Verfügung, denn viele nutzten die Gelegenheit, um noch das eine oder andere zu erfahren, wie das früher einmal hier im Quartier so war...
Text: Kathrin Jeker Fotos: Dieter Stokar