Geschichte – Quartierverein Feldmeilen seit 1924

1924 – Gründung des QVF

„Wenn wir nun heute zur Gründung eines Ortsvereines schreiten so will das nicht heissen, dass wir mit Spiess und Speer gegen unsere Gemeindeobrigkeit sturmlaufen wollen, sondern es soll vielmehr versucht werden, berechtigten Ansprüchen FeldMeilens auf friedlichem Wege zum Durchbruch zu verhelfen,“ notiert Aktuar J. Schneebeli an der konstitutionierenden Versammlung am 16. Februar 1924 im Restaurant Rebstock. „Zweck dieser Institution soll sein, Übelstände in FeldMeilen in Bezug auf Strassen, Kanalisation, Licht, Wasser, etc. zu beheben“. Ferner schreibt er: „Unter Beobachtung dieser Grundlagen, soll sich auch der ängstlichste FeldMeilener zum Beitritt in den Verein entschliessen können“.

1925 – Aktivitäten des QVF / Das erste Schwimmfest

Zu dieser Zeit lebten in Feldmeilen rund 400 Einwohner, weit verteilt im Vorder-, Hinter- oder Mittelfeld. Den gesellschaftlichen und ortspolitischen Zusammenhalt gewährte hier im wesentlichen die örtliche Feuerwehr. Am Kompanieabend vom 19. Januar 1924 entstand nach hitzigen Diskussionen die Idee des Ortsvereins. Als erster und wichtigster Antrag des etwa 40 Mitglieder zählenden Quartiervereins an die „Obrigkeit“ in Meilen wurde die alte Forderung nach der Erstellung einer eigenen Badeanstalt formuliert (es war die Zeit der goldenen 20-er Jahre). Bereits im Juni 1925 wurde sie fertiggestellt und mit dem ersten Schülerschwimmfest eingeweiht. Für den Bau der dazugehörenden WC-Anlage brauchte es jedoch noch verschiedene Vorstösse der Feldner; sie wurde erst 1950 ergänzt. Die Diskussionen der ersten Zeit drehten sich vor allem um eine eigene Telefonzentrale und Poststelle (die PTT wollte Feldmeilen Herrliberg zuteilen), das Eindecken von offenen Kanalisationen und der Bau und Unterhalt sowie das Teeren von Strassen. Zentrales Anliegen war jedoch, dass mehr Feldner in den politischen Gremien Einsitz nehmen konnten. Dank Stimmdisziplin, grossem Engagement an den Gemeindeversammlungen (es wurden Aufgebotskarten verschickt) und Entgegenkommen der Behörden konnten viele dieser Ziele erreicht werden.

1934 – Die Krisenjahre

Nicht verhindern konnte der QVF, dass 1934 im Feld während der Krisenzeit Schulklassen zusammengelegt wurden, um so Lehrersaläre sparen zu können.

Die 50-er Jahre – Feldmeilen

Der bauliche Aufschwung in den Nachkriegsjahren brachte für den Quartierverein neue Aufgaben. 1950 konnte das neue Primarschulhaus eingeweiht werden. Das Türmchen als Dachreiter, welches mit vielen Diskussionen und Streit erkauft werden musste, zeugte vom Stolz der Feldner auf ihr Schulhaus. Ein weitgehend neuer Vorstand (als Folge des Türmchenkriegs) leitete eine sehr aktive Zeit des Quartiervereins ein. Verschiedenste Bauvorhaben wurden geprüft, gefördert oder behindert. Neben Wohnbauten (z.B. Mehrfamilienhäuser im Tobel) beschäftigten vor allem die Strassenbauten (Rainstrasse, Ländischstrasse, Rampenstrasse, etc.) den Verein. Viele Probleme wurden im Rahmen des neu gegründeten Männerturnvereins diskutiert und während der gemeinsamen Zugfahrt zur Arbeit in die Stadt mit den Meilemern abgesprochen. 1959 folgte die erste Schulhauserweiterung. Durch das Eis der Seegfrörni wurde 1963 der in der Gründerzeit hartumkämpften Badeanstalt der Todesstoss erteilt (die Fundamente wurden stark beschädigt).

Die 60-er Jahre – Feldmeilen

Ende der 60-er Jahre beschäftigte das geplante Bauvorhaben der Alusuisse, welches Feldmeilen grosse städtebauliche Veränderungen gebracht hätte, den Quartierverein sehr. Die Generalversammlung begrüsste dieses Projekt. Ausserhalb des QVF bekämpfte eine Gruppe Feldner das Grossvorhaben und brachte es auf politischem Weg zu Fall.

Die 70-er Jahre

In den 70-er Jahren förderte der Quartierverein das Gesellschaftsleben und die Verbundenheit mit dem Quartier. Die Serenade im Mariafeld wurde ins Leben gerufen. Das grosse einmalige Fest im Bahiapark beeinflusste das Vereinsleben ebenfalls positiv. Die Mitgliederzahl stieg von ca. 300 auf über 800 (dem Schreibenden fällt beim Stöbern in den Akten auf, dass in dieser Zeit die ersten Frauennamen auftauchen).

Die 80-er Jahre / Die 90-er Jahre

Die Themen der 80-er und 90-er Jahre bezogen sich vor allem auf die Bau- und Zonenordnung, den Bootshafen, Verkehrsfragen, die Notschlafstelle und auf die Frage der zurückgehenden Teilnahmen an den Anlässen. Die grosse Fülle von Freizeitangeboten und elektronische Kommunikationsmöglichkeiten zeigten ihre Wirkung.

Die Quartierfragen wurden zu globalen Problemstellungen, die jedoch im Quartier ihre Spuren hinterliessen. So erzeugte die Einrichtung der Notschlafstelle im Feld (für weitgehend auswärtige Nutzer) Unsicherheiten und Ängste, welche im Rahmen des QVF abgebaut werden konnten. Als neustes Beispiel dieser Entwicklung können die geplanten und teilweise schon montierten Antennenanlagen für die Mobiltelefonie erwähnt werden. Die bundesrätliche Politik mit der Förderung von marktwirtschaftlicher Konkurrenz führt, neben allgemeinen technischen Entwicklungen, zu unabhängigen Netzbetrieben und Antennenanlagen. Der Quartierbevölkerung bleibt der Kleinkrieg um deren Plazierung.

Feldmeilen heute

Wenn wir heute die Zielsetzungen der Gründergeneration betrachten, können wir befriedigend festhalten, dass die ehemaligen Ziele weitgehend erreicht wurden. Die Übelstände bezüglich der Infrastruktur sind behoben und die Vertretung von Feldmeilen in der „Obrigkeit“ ist gut (vier Gemeinderäte, Schulpräsident, etc.). Es stellt sich die Frage ob in der heutigen Zeit der Quartierverein seine Daseinsberechtigung noch hat.

Zur Lebens- und Wohnqualität trägt eine gesellschaftlich gute Basis und die Einbettung in soziale Strukturen wesentlich bei. In einer direkten Demokratie braucht es aktive Leute, die Quartierbelange angehen und weiterbringen. Der QVF will ein Diskussionsforum sein. Arbeitsgruppen sollen Probleme diskutieren und Einzelinteressen den Bedürfnissen des Quartiers gegenüberstellen (z.B. Verkehrsfragen im Feld). Trotz Überangebot an Freizeitanlässen will der QVF darüber hinaus das Zusammentreffen der Feldnerinnen und Feldner fördern. Die Mitglieder sollen vermehrt in die Vorbereitung der Anlässe miteinbezogen werden und zusammen mit dem Vorstand (wo aktive junge Kräfte mitwirken) in die nächsten 25 Jahre starten.

Von Heinz Wegmann, ehem. Präsident des QVF